Über Integration und deutsche Identität

>>Man kann doch nicht einfach so Deutscher werden. So blöd muss man geboren sein. Das ist eine Blutsache. Deutschsein ist eine Blutsache. Ich gehe weiter, ich sage: Deutschsein ist eine Art genetischer Defekt. Ich hab’s ja selber, es tut ja nicht weh. Also einem selber nicht. […]

Man kann in kultureller Vielfalt nebeneinander leben, ohne seine Identität zu verlieren. Die[se] Menschen leben in Einfalt, ohne eine Identität zu haben. Und das ist das eigentliche Problem in der Integration. Da schwafeln alle von: „Da müssen die alle integriert werden!“ Nur wohin?

Was soll das sein: die deutsche Identität? Jeder Franzose besitzt eine carte d’identité. Was haben Sie? Sie haben einen Personalausweis, oder? Sie haben ein Dokument, das belegt, dass Sie zum Personal der BRD gehören.

Was ist das: die deutsche Identität? Wenn Sie als Türke nach zwanzig Jahren in Bayern endlich Jodeln können? Sie haben den Schuhplattler und alles drauf, ziehen beruflich nach Mecklenburg-Vorpommern um. Machen Sie erstmal ’nen Schnellkurs im Fidschi-Klatschen, oder was? Das ist doch regional verschieden, wenn man dazugehören will in diesem Land, oder? Was ist die deutsche Identität? Ist es der krachlederne, bayrische, bierkrugstemmende Hinterwäldler? Der einsilbige, teenippende Fischkopp? Oder der mit Kölsch abgefüllte Vollproll? Oder ist es am Ende doch noch der Düsseldorfer Vernissagegänger, der alles, was er sich nicht erklären kann, für Kunst hält?

Zum Beispiel den mit Kölsch abgefüllten Vollproll?!<<

(Volker Pispers; Quelle: YouTube)

Dyskalkulie des IW

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) befindet, die Ungleichheit in Deutschland habe im vergangenen Jahrzehnt nicht zugenommen. So berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger am 6.9.2016:

Danach sind die Reallöhne, bei denen die Inflationsrate bereits eingerechnet ist, nach einer längeren Phase der Lohnzurückhaltung in den vergangenen Jahren wieder stark gestiegen.

Als „besonders erfreulich“ hebt das IW den Umstand hervor, dass Vollzeitbeschäftigte im untersten Zehntel der Einkommensverteilung zwischen 2009 und 2013 besonders hohe Zuwächse verzeichneten. Ihr Bruttoerwerbseinkommen sei im genannten Zeitraum um 6,6 Prozent gestiegen, während das oberste Zehntel ein Plus von lediglich 2,8 Prozent habe verbuchen können.

Wollen wir uns diese Zahlen einmal verdeutlichen:

Gehen wir von einem Arbeitnehmer aus dem unteren Einkommenssegment aus, so hat er meinetwegen im Jahr 2009 ein monatliches Brutto von € 3.000,- verdient. Bei obiger Steigerung von 6,6% hat er 2013 € 3.198 verdient.

Bei wohl eher deutlich zu niedrig angesetzten € 10.000,- Bruttolohn pro Monat (2009) im oberen Zehntel (man bedenke, auch Manager sind letztlich Angestellte ihres Unternehmens) stieg der Lohn also auf € 10.280,- (2013).

Der Einkommensschwächere hat also knapp € 200 mehr herausbekommen, der Einkommenstärkere € 280. Entschuldigung, wo geht denn da die Sozialschere wieder zusammen? Auch nach mehrmaligem Hinsehen haben sich die beiden zu vergleichenden Reallöhne wohl eher noch weiter voneinander entfernt – nämlich um € 80.

Liebes IW, wer derart mit Zahlen jongliert, zum Schluss kommt, die Kluft zwischen Arm & Reich habe sich keinesfalls vergrößert, und mit diesem Unfug dann auch noch an die Öffentlichkeit geht, muss sich den Vorwurf der gezielten Volksverdummung gefallen lassen.

(Gut, zugegeben, auch die vorliegenden Beispielzahlen der Bruttomonatseinkommen sind locker flockig aus der Hüfte gezaubert, dennoch dürften sie in beiderlei Richtungen noch viel zu freundlich gestaltet sein.)