Kultur als Ausdruck der Urangst vor der Natur?

»Wer das Klima schützen will, sollte nicht gegen unsere Kulturschätze kämpfen«, sagt der Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP). Sein Ministerium werde genau beobachten, wie die Justiz mit den Aktionen von Aktivisten umgehe.
(Der Spiegel, 13.11.2022, 08.44 Uhr)

Traurig genug, dass der Begriff „Kulturschatz“ beweist, dass Kultur, also etwas Menschengemachtes, der Bedeutung von Natur – d.h. konkret: menschenfreundlicher Umwelt(bedingungen) – der Vorrang gegeben wird.


Nun ist Natur freilich per se mitnichten menschenfreundlich, manch ein zivilisiertes Menschlein sieht in der freien Wildbahn bei entsprechender Begegnung mit einem rauhbeinigen Prädatoren alt aus. Aber zeugt kulturelles Allmachtsdenken nicht von der Urangst vor der Gewalt der Natur? Blöd nur, dass uns genau dieser kulturelle Hochmut, der sich darin äußert, Natur nicht zu bezwingen, sondern sie in Form hochstilisierter Kultur komplett aus der menschlichen Existenz auszuschließen, nicht nur geographisch begrenzt (was gerecht wäre), sondern erstmals in der Menschheitsgeschichte global auf die Füße fällt.